Europatag an der Gesamtschule Langerfeld – Politik hautnah mit Helge Lindh

Am 5. Mai 2025 wurde das Forum der Gesamtschule Langerfeld zum Austausch-Raum für europäische Politik: Anlässlich des Europatages sprachen Schülerinnen und Schüler der Sowi-Kurses von Herrn Molla aus der Q1 mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh über aktuelle Herausforderungen und Zukunftsfragen der Europäischen Union. Als Zuhörer*innen waren die Klasse 8D sowie EF-Schüler*innen der Kurse EK G2, GE G1 und SW G1 eingeladen.

Nach der Begrüßung durch den Q1-Kurs von Herrn Molla startete die Veranstaltung mit persönlichen Fragen: Helge Lindh schilderte, wie früh ihn politische Themen fasziniert hätten – schon als Kind habe er politische Gedichte geschrieben und den Wunsch gehabt politisch tätig zu werden. Besonders habe ihn seine Mutter geprägt, die ihn zu Gerechtigkeit erzogen habe. Auf die Frage nach seinem Lieblingsort in Europa antwortete er: „Nichts geht über Wuppertal.“

Ein zentrales Thema war der Ukrainekrieg. Lindh betonte, dass es an der EU selbst liege, außenpolitisch eigenständiger zu handeln – unabhängig von den USA. Ein klares, gemeinsames Auftreten sei notwendig, jedoch fehle es in Europa oft an Einigkeit. Auf die berechtigte Frage, ob durch die Ukraine-Hilfe andere wichtige Themen wie Bildung, Klima oder soziale Gerechtigkeit zu kurz kämen, antwortete Lindh differenziert: Zwar gelte grundsätzlich, dass „jeder Cent, den man für die Sache A ausgibt, nicht für Sache B ausgegeben werden kann“, doch er warnte davor, wichtige gesellschaftliche Themen gegeneinander auszuspielen. Vielmehr gehe es um ein „sowohl als auch“ statt um ein „entweder oder“. Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die Frustration vieler Bürgerinnen und Bürger: Es sei nachvollziehbar, dass der Eindruck entstehe, für die Ukraine seien plötzlich riesige Summen verfügbar, während in anderen Bereichen lange gespart wurde – dieser erste Impuls sei grundsätzlich nachvollziehbar, erzähle aber „eine falsche Geschichte“. 

Lindh sprach sich für eine konsequente Unterstützung der Ukraine und ein entschlossenes Auftreten gegenüber dem russischen Präsidenten aus, betonte aber ebenso die Notwendigkeit, Friedenslösungen nicht aus dem Blick zu verlieren. Es dürfe nicht das Ziel sein, dass der Krieg einfach „von einer Seite gewonnen“ werde – das sei „faktisch nicht erreichbar“. Vielmehr müsse Europa daran arbeiten, eine realistische diplomatische Lösung zu finden. Dabei sei es wichtig, zwischen der russischen Führung und der russischen Bevölkerung zu unterscheiden. Den Vorschlag, deutsche Soldaten in die Ukraine zu entsenden, wie ihn etwa CDU-Politiker Roderich Kiesewetter ins Spiel gebracht hatte, hinterfragte Lindh deutlich kritisch.

Auch wirtschaftspolitische Fragen bewegten die Jugendlichen. So sprach Lindh mit ihnen über die steigenden Mieten in Großstädten und die Notwendigkeit einer stärkeren Mietpreisbremse. Wohnraum sei ein Grundrecht. 

Im dritten Themenblock stand das milliardenschwere Investitionsprogramm NextGenerationEU im Mittelpunkt. Schülerin Kira leitete mit einem kurzen Überblick über das 800-Milliarden-Euro-Paket ein und stellte die Frage, wie genau junge Menschen von diesen Investitionen profitieren. Lindh betonte, dass schuldenbasierte Investitionen immer kritisch geprüft werden müssten – zugleich aber sei klar: Wenn in digitale Netze, Bildung, Infrastruktur und regenerative Energien investiert werde, komme dies nicht nur nicht zu Lasten, sondern zugunsten der jungen Generation. Besonders deutlich wurde Lindh beim Thema Klimaschutz: „Nicht in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren, das wäre wirklich zutiefst ungerecht gegenüber der zukünftigen Generation.“ Auf die Frage, wie sichergestellt werden könne, dass das Geld nicht in ineffizienten Strukturen versickere, erklärte Lindh, dass die Verantwortung bei der EU liege – in Form von Kontrollmechanismen. Eine übermäßige Bürokratie dürfte aber die Umsetzung nicht bremsen. Entscheidend sei das richtige Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Handlungsfähigkeit.

Eine kritische Nachfrage aus dem Publikum lautete: „Finden Sie es fair, dass wir später die Schulden abbezahlen müssen?“ – Lindh antwortete souverän und differenziert: Investitionen seien dann gerecht, wenn sie den künftigen Generationen tatsächlich einen spürbaren Nutzen bringen. Verantwortungsbewusstes Schuldenmanagement und gezielte Zukunftsinvestitionen seien dabei der Schlüssel. 

Der Besuch von Helge Lindh zum Europatag bot den Schülerinnen und Schülern nicht nur die Möglichkeit, politische Zusammenhänge besser zu verstehen, sondern auch, eigene Fragen und Perspektiven einzubringen. Die offene, respektvolle Diskussion machte deutlich, wie wichtig es ist, politische Bildung lebendig und praxisnah zu gestalten – gerade in einer Zeit, in der Europa vor großen Herausforderungen steht.

Verfasst von Sophie Führer

letzte Änderung: 2025-05-14 MOLL/FÜHR/GEBH

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